Die Mainzer Kaffeemanufaktur: bester Kaffee seit 1926

Kaffee ist seine Leidenschaft. 1996 kann Norbert Becker, passionierter Kaffeetrinker, keinen Kaffee mehr trinken, weil er ihn nicht mehr verträgt. Da erfährt er von der kleinen, 1926 gegründeten Rösterei Geiling in Mainz, die einen besonders schonenden Kaffee röstet. Er probiert ihn und ist begeistert, denn nun kann er wieder zwei Tassen am Tag trinken. Über die Jahre freundet er sich mit dem Inhaber an und erkundigt sich nach der Zukunft des Unternehmens. „Wenn Sie einmal nicht mehr können, übernehm ich gerne, habe ich dem Sohn des Gründers damals gesagt“, berichtet Becker.

2003 erinnert sich der alte Inhaber an Beckers Angebot und ruft an. So wird aus dem ehemaligen Vertriebler Becker der Kaffeeröster Becker. Für die nächsten 15 Monate kommt Geiling noch unregelmäßig vorbei, lernt Becker an und bewertet dessen Neukreationen. „Mehr als ein ‚kann man trinken‘ bekam ich nicht zu hören. Dann wusste ich, der Kaffee war in Ordnung“, grinst Becker.

Innerhalb der nächsten Jahre steigern er und seine Frau die Produktion in der Adam-Karrillon-Straße von 5 auf 65 Tonnen Kaffee pro Jahr. Sie eröffnen Cafès in Mainz, haben 40 Mitarbeiterinnen. Becker ergänzt den Verkauf im Laden mit Bürobelieferungen an nahmhafte Unternehmen im Rhein-Main-Gebiet, er eröffnet einen Online-Shop, er findet Vertriebspartner im Lebensmitteleinzelhandel.

2020, mitten im Coronajahr, stirbt seine Frau, noch bevor der gemeinsam geplante Neubau am Finther Flughafen-Tower eröffnet wird. Aber der Umzug ist notwendig, die Räumlichkeiten in der Adam-Karrillon-Straße sind inzwischen viel zu klein, die schweren Säcke müssen auch noch über zwei Etagen getragen werden. In den neuen Räumen sind Wareneingangslager, Rösterei, Verpackung und Versand kreisförmig angeordnet, die großen Tonnen haben alle Räder, sodass die Wege kurz sind.

Zu den Dingen, bei denen er mit dem Herzen dabei ist, gehört guter Kaffee. Qualität ist sein oberstes Gebot. Aber auch die Arbeitsbedingungen seiner Mitarbeiter:innen sind ihm wichtig. Und: die Lebensbedingungen seiner Lieferanten. „Die Qualität muss stimmen. Aber immer, wenn wir die Möglichkeit haben, einen hochwertigen Kaffee von einem fairen Projekt zu erhalten, machen wir das“, so Becker. Viele seiner Rohstoffe sind Fairtrade. Zusätzlich arbeitet Becker mit ausgewählten Projekten als Directtrade zusammen. Beispielsweise Lampocoy: In einem Dorf im Nuevo Oriente in Guatemala, wird schon seit 100 Jahren ein exzellenter Kaffee angebaut. Den hat der deutsche Fernsehautor Detlev Cordts entdeckt und angefangen, für dieses Kaffeeprojekt Kontakte nach Deutschland herzustellen, unter anderem zu Becker. Inzwischen wird der Kaffee biologisch-organisch angebaut, die Bauern bekommen einen Preis, der 40 Prozent über dem Weltmarktniveau liegt. Es gibt eine Schule im Dorf, kein Kind arbeitet in den Plantagen, einmal im Monat kommt ein Arzt ins Dorf. Ziel ist es, dass das Dorf sich in absehbarer Zeit vollständig allein organisieren kann. „Das Projekt ist 2015 von der SCAE, der Specialty Coffee Association of Europe, als fairstes und transparentestes Projekt weltweit ausgezeichnet worden,“ erklärt Becker stolz, der den Kaffee seitdem im Angebot hat. Es verwundert auch nicht, dass die Mainzer Kaffeemanufaktur gleich eine ganze Reihe Biokaffees anbietet. Und nebenbei auch klimaneutral produziert, auch wenn das etwas teurer ist als konventionelle Herstellung.

Zeit ist ihm wichtig geworden. „Für einen guten Kaffee sollten Sie sich entsprechend Zeit nehmen“, findet Becker. Und so geht es ihm auch nicht mehr um klassische Geschäftsthemen wie Expansion. Wichtig sind ihm Gesundheit, zufriedene Mitarbeiter, und: „Wir wollen einen guten Kaffee herstellen. Dazu brauchen wir gute Rohstoffe, produzieren hochwertig, und versuchen dann Kunden zu finden, denen das schmeckt“, resümiert Becker.